Wappen von Wedtlenstedt

Mäuseplage freut Schleiereulen


Rekordergebnis: Peiner Naturschutzbund hat dieses Jahr 230 Jungtiere beringt.
(Artikel der Braunschweiger Zeitung vom 11.10.2007 von Harald Meyer.)

WEDTLENSTEDT. Des einen Freud, ist des anderen Leid: 2007 war ein ausgesprochenes Mäusejahr, was so manchen Landwirt oder Hobbygärtner arges Kopfzerbrechen bereitet haben mag. Andererseits haben sich Mäusefresser wie Schleiereulen über das enorme Nahrungsangebot gefreut - und sich gut vermehrt. „Wir haben in diesem Jahr 230 Jungeulen beringt - das ist Rekordergebnis”, freut sich Jürgen Heise, Schleiereulenbeauftragter des Naturschutzbundes (Nabu) in der Kreisgruppe Peine. Zum Vergleich: 2006 waren es nur 50 Jungeulen.

Schleiereulen helfen der Landwirtschaft”, hebt der Wedtlenstedter hervor - und ergänzt: „Der Nabu hilft den Eulen.” Diese Vögel, schildert Heise weiter, ernährten sich von Kleinsäugern, allen voran von der Feldmaus. „Ohne Gift helfen die Schleiereulen, den Mäusebestand zu verringern”, erinnert der Eulenexperte. „Schleiereulen helfen somit der Landwirtschaft, den Ernteertrag zu sichern.”

Dank des ehrenamtlichen Engagements von Landwirten, Hauseigentümern und Naturfreunden ist der Nabu Peine seinem Ziel, kreisweit in jeder Ortschaft zwei mardersichere Schleiereulenkästen mit Turmfalkenkasten aufzustellen, einen Schritt näher gekommen

Zahlreiche Nistkästen für den Waldkauz hat Nabu-Mitglied Uwe Herbig dieses Jahr im Hainwald bei Hämelerwald und im Hämeler Wald aufgehängt: 17 junge Waldkäuze hat er beringt. Der Naturschutzbund will nun auch in anderen Waldgebieten des Landkreises Nistkästen für Waldkäuze anbringen. Des Weiteren betreut Herbig mehrere Steinkauzröhren im Bereich des Biohofe Adolfshof nahe Hämelerwald: Einen Bruterfolg hat es aber noch gegeben, weil alte Obstbäumbestände und Kopfweiden fehlen.

Die Meerdorfer Heinrich Kammler und Milko Landmann haben ihre Schleiereulen-kästen mit einer Infrarotkamera ausgestattet: So erhalten Eulenfreunde einen intimen Einblick ins Leben der Schleiereulen, ohne die Tiere zu stören. Geplant hat der Nabu eine Aktion im Winter mit einer Schallattrappe zum Anlocken von Eulen und eine Abenteuernacht für Eltern mit Kindern, in der den Geräuschen der Nacht und dem Ruf dieser Greifvögel nachgespürt wird.

Wer sich für die Arbeit mit Eulen interessiert, melde sich bei:

Jürgen Heise (0 53 02) 49 20 oder info@NABU-peine.de per E-Mail.


Besuch bei den Schleiereulen im Kirchturm



Brutkasten und Beringung




DIE SCHLEIEREULE

Klasse: Aves (Vögel)
Ordnung: Strigiformes (Eulen)
Familie: Tytonidae (Schleiereulen)
Gattung: Tyto (Schleiereule)
Art: Tyto alba
Maße und Gewichte: Körperlänge: 33 - 35 cm
Flügelspannweite: 85 - 95 cm
Gewicht: 300 - 350 g


Lebensraum: Felsregionen, alte bzw. leerstehende Gebäude und Turmbauten

Verbreitung: Die Schleiereule findet man auf allen 5 Kontinenten sowie vielen Ozeaninseln. Nur die Polargebiete hat dieser Vogel nicht besiedelt.

Fortpflanzung: Ab April oder Mai legt das Weibchen vier bis sieben, in Ausnahmefällen bis zu zwölf Eier auf den nackten Boden des Nistplatzes. Die mattweissen Eier werden nicht auf einmal gelegt, sondern in Abständen von zwei oder drei Tagen. Gleich nach der Ablage des ersten Eis beginnt das Weibchen zu brüten. Das hat zur Folge, daß die Jungen nach einer Brutzeit von 32 bis 34 Tagen ebenfalls in Abständen von zwei bis drei Tagen schlüpfen. So können zwischen dem jüngsten und dem ältesten Jungvogel gut 2 Wochen Altersunterschied liegen. Gibt es im Jagdgebiet der Eltern genügend Futter, hat dieser Altersunterschied keine große Bedeutung. Wird jedoch die Nahrung knapp, kommen die jüngeren und damit kleineren Jungtiere bei dem Gerangel ums Futter stets zu kurz und können dabei sogar verhungern. Nicht selten werden diese dann sogar von ihren älteren Geschwistern verspeist. Uns Menschen mag das als sehr grausam erscheinen, dient aber der Erhaltung der Art. Zwei oder drei Kräftige Jungvögel haben in Zeiten mit knappem Futter natürlich wesentlich bessere Chancen, auch die nächsten Jahre noch zu erleben, als fünf oder sechs Kümmerlinge. Der Nachwuchs wird im Alter von etwa 60 Tagen flügge und ist weitere 10 Wochen später selbstständig.

Schon auf den ersten Blick unterscheidet sich die Schleiereule von anderen Eulen. Ihr auffallender herzförmiger Gesichtsschleier macht die Tiere unverwechselbar. Dieses "Gesicht" ist nicht etwa starr. Ganz im Gegensteil kann die Schleiereule je nach Stimmung Angst, Ärger oder etwa Erstaunen ausdrücken. Bei näherem Hinsehen fallen die langen spitzen Flügel auf, die im Sitzen den Schwanz um mehrere Zentimeter überragen, während waldbewohnende Eulen kurze und abgerundete Flügel besitzen. Unter anderem haben diese speziellen Merkmale die Wissenschaftler dazu bewogen, die Schleiereulen in eine eigene Familie, die Tytonidae, einzuteilen.

Die Schleiereule ist ein Kulturfolger, der sich eng an menschliche Siedlungen angeschlossen hat. So bewohnen die Tiere alte Scheunen, Kirchtürme oder ältere Gebäude. Als Jagdgebiet bevorzugen die nachtaktiven Vögel offenes Kulturland mit kurzer Vegetation wie etwa Felder oder Viehweiden. Die Nahrung der Schleiereulen besteht zu 96% aus Kleinsäugern wie Feld- oder Spitzmäusen. Andere Vögel, Amphibien oder Insekten werden nur in sehr geringem Umfang erbeutet. Um ihren täglichen Nahrungsbedarf von 80 bis 100 g zu decken, fängt eine Schleiereule pro Nacht etwa 4 bis 5 Mäuse.

Leider wird die Schleiereule in unseren Breiten immer seltener. Dies liegt hauptsächlich an der rapiden Verringerung des Brutplatzangebotes durch Umbau oder Modernisierung ältere Gebäude und Kirchtürme. Des weiteren werden mit dem Wegfall von Gräben und Feldrainen in der modernen Landwirtschaft auch die Beutetiere wie Mäuse, Maulwürfe und Ratten dezimiert, so das eine erfolgreiche Aufzucht mehrere Jungtiere durch fehlende Nahrung immer schwieriger wird. Die Schleiereule steht daher heute bereits auf der roten Liste der bedrohten Tierarten.