Drei Tage Spreewald - Vechelder Landfrauen auf Wasserwegen
Vechelde. Der Spreewald ist ein
bekanntes und beliebtes Reiseziel
in der Lausitz, im südöstlichen
Teil des Landes Brandenburg. Er
liegt im Urstromtal der Schmelzwasser, die nach der letzten Eiszeit
abflossen. Die natürliche Flusslaufverzweigung der Spree wurde
durch Kanäle noch deutlich erweitert. Als Kulturlandschaft wurde der Spreewald weitgehend von
den Sorben geprägt, slawischen
Einwanderern aus Osteuropa. Die
Landfrauen lernten während ihres
Aufenthalts wesentliche Merkmale des Spreewaldes kennen. Jedes Dorf hat seine eigene Tracht.
So weiß man bei größeren Festen
aus welchem Ort und welchem
Stand jemand kommt.
Eine Kahnfahrt ist für alle ein
Erlebnis bei einem Spreewald-
Aufenthalt. 15 bis 20 Personen
passen in einen Kahn, der von
einem Kahnfährmann mit einem
langen Stakholz geführt wird.
Diese Kähne werden aus langen
Brettern, die mindestens zwei Jahre lang trocknen müssen, zusammengfügt. Im Freilandmuseum,
das wir während der Kahnfahrt
besuchten, sahen wir einen Kahnbaubetrieb. Im ältesten Freiland-
museum Brandenburgs in Lehde
wurden Hofanlagen aus verschiedenen Teilen des Spreewaldes
aufgebaut. Sie geben einen guten
Einblick in das Leben der früheren Spreewaldbewohner. Überhaupt erfuhren wir vieles über den
Spreewald und seine Bewohner
während der Kahnfahrt.
Einige
Orte sind nur mit Kähnen zu
erreichen; auch die Post kommt
per Kahn. Bekannt sind auch bei
uns die Spreewaldgurken und das
Leinöl. Spreewaldgurken konnten
wir auch während der Kahnfahrt
probieren: Salzgurke, Schlabbergurke und saure Dillgurke, dazu
ein Schmalzbrot. Über das Leinöl erfuhren wir alles bei einem
Besuch der Holländermühle in
Straupitz, der einzigen Dreifachmühle Europas. Sie beinhaltet
eine Korn- und Ölmühle sowie
ein Sägewerk.
Von dem in der Lausitz angebauten Flachs wurde schon
früher alles verwendet. Aus den
Fasern wurde Leinen gerupft und
gekämmt, gesponnen und zu Tüchern gewebt. Bekannt ist auch
der Blaudruck, dessen Muster
die Tücher schmücken. Die Samen des Flachses wurden in den
Windmühlen zu Leinöl verarbeitet. Die getrockneten Leinsamen
werden zu Mehl gewalzt oder
geschrotet, mit heißem Wasser
vermengt und in einer Knetmaschine so lange bearbeitet, bis eine
feste, bröselige Masse entsteht,
die anschließend unter Rühren
geröstet wird, bis der zugegebene
Wasseranteil verdampft ist. Anschließend wird die geröstete
Saat in eine hydraulische Presse
gegeben und das ausgepresste Öl
von den Feststoffen separiert. Aus
vier Kilogramm Leinsamen kann
ein Liter Öl gewonnen werden.
Auf der Rückfahrt besuchten wir
noch den Kürbismarkt auf dem
Spargelhof Klaistow — nicht mehr
im Spreewald, aber auch sehr
sehenswert.
Brigitte Gabelmann