Wappen von Wedtlenstedt

Die Kirche hat eine Chance vertan




Wedtlenstedt Eltern kritisieren den Entschluss der Landeskirche, kein Geld für die Spielkreissanierung zu geben.

Von Harald Meyer (Artikel der Braunschweiger Zeitung, 24. Januar 2017)

Schwerer Gang für den Braunschweiger Landesbischof Christoph Meyns: Spürbar betroffen verkündet er am Montag im Wedtlenstedter Gemeindehaus das Aus für den kirchlichen Kinderspielkreis im Ort in diesem Jahr - zunächst den Eltern, die sich äußerst engagiert für den Erhalt dieser Einrichtung eingesetzt haben, und dann der Presse.
Sanierungskosten „von über 200 000 Euro", rechnet Meyns vor, wären erforderlich fürs Wedtlenstedter Spielkreisgebäude, um vom Land die Betriebserlaubnis zu erhalten - doch die Landeskirche könne kein Geld geben. Da diese Mittel auch für die Propstei Vechelde und Kirchengemeinde Wedtlenstedt nicht aufzubringen sind, ist klar: Der Spielkreis wird wohl am 31. Juli geschlossen.
„Schlaflose Nächte" habe dem Bischof die Absage der Landeskirche bereitet, zumal er den Spielkreis als ein „evangelisches, religionspädagogisch wertvolles Angebot für Kinder" lobt. „Wir hätten den Kinderspielkreis gerne fortgeführt", betont Meyns, doch es gebe auch „gute Argumente", die gegen eine Investition sprächen: Mindestens 200 000 Euro hätte die Kirche in das „100 Jahre alte Spielkreisgebäude - einst die Stallung für das Pfarrhaus" - stecken müssen. Meyns: „Das wäre eine Ausgabe, die weder aus wirtschaftlichen, noch aus ethischen Gründen zu rechtfertigen wäre".
Nach eigener Darstellung gibt es „rund 100 evangelische Kindertagesstätten" in der Landeskirche, die sie mit mehr als drei Millionen Euro pro Jahr unterstützt. Doch der Wedtlenstedter Spielkreis - seit mehr als 40 Jahren in dem Gebäude ansässig - ist eine Vormittagseinrichtung, und gefragt werden heute „überwiegend Ganztagseinrichtungen", stellt Meyns fest. Er bezeichnet die Wedtlenstedter Einrichtung als „Auslaufmodell" und sagt: „Wenn wir das Gebäude sanieren oder ein neues bauen, müsste der Spielkreis dort für 50 Jahre bestehen -das sehen wir aber leider nicht."
Vom Tisch sind damit auch alle Vorschläge zum Erhalt des Spielkreises - darunter die Idee, der Kommune Kirchenland in Wedtlenstedt als Bauland zu verkaufen, um mit dem Erlös die Spielkreissanierung vornehmen zu können. „Wir sind dazu verpflichtet, mit solchen Erlösen neues Kirchenland zu kaufen", schildert Meyns. Michael Mecke vom Wedtlenstedter Kirchenvorstand ergänzt, die örtliche Mundstock-Stiftung scheide als Geldgeber für den Spielkreis aus, da sie „generell nicht in Gebäude investiert".
Susann Golze, Pastorin in Wedtlenstedt, berichtet: Für den Spielkreis habe es von Anfang an nicht die für die Betriebserlaubnis erforderliche genehmigte Nutzungsänderung gegeben - bei der Bearbeitung des Antrags auf längere Öffnungszeiten für den Spielkreis sei das dem Land aufgefallen, so dass es die Betriebserlaubnis verweigert habe. Auf Anfrage der Kirchengemeinde habe der Landkreis Peine ihr zufolge erklärt, die Nutzungsänderung sei nur abzusegnen, wenn etwa in den Brandschutz und die Energieeinsparung investiert werde - mindestens 200 000 Euro teuer.
Ziel der Kirchengemeinde als Betreiberin ist es nun, den Spielkreis bis zum 31. Juli (Ende des Kindergartenjahres) arbeiten zu lassen: Die dazu benötigte Duldung durch den Kreis steht aber noch aus. Dafür wolle die Kirchengemeinde die rund 2000 Euro ausgeben für die zweite Fluchttür und das funkvernetzte Feuerwehralarmsystem, sagen Mecke und Golze übereinstimmend. Die Pastorin weiter: „Wir wollen den Kindern in der Kirchengemeinde auch künftig religionspädagogische Angebote bieten, auch wenn das den Spielkreis niemals aufwiegt."

Das sagen die Spielkreiseltern
Von einer „vertanen Chance" spricht Spielkreis-Mutter Gardenia Alonso: „Wir hätten uns sehr einen -Runden Tisch- gewünscht, an dem alle Beteiligten - Kirche, Kommune, Spielkreiseltern und Sponsoren - darüber hätten sprechen können, wie der Spielkreis zu erhalten ist." Dass es dazu nicht gekommen sei, sei in erster Linie schuld der Kirche. Denkbar sei auch gewesen, im Spielkreisgebäude Nachmittagsangebote anzubieten und „Begegnung von älteren Menschen". Sollte der Spielkreis dicht gemacht werden, verliere die Bevölkerung ein „einzigartiges Angebot mit einem wunderbaren natur- und religionspädagogischen Konzept" Aus Enttäuschung werde „der eine oder andere aus der Kirche austreten", meint Gardenia Alonso.

Das sagt die Kommune
Für Vecheldes Bürgermeister Ralf Werner ist klar: Vertraglich sei die Kirche verpflichtet, das Gebäude zu sanieren; die Kommune trage das Defizit aus dem laufenden Betrieb von rund 40 000 Euro im Jahr. Über das Angebot, die Kommune könne sich an Sanierungskosten beteiligen, hat die Kirche Werner zufolge nicht mit der Gemeinde gesprochen - das bestätigt auch Landesbischof Meyns.
15 Kinder besuchen den Spielkreis, fünf kommen im Sommer in die Grundschule. Werner bekräftigt: Die übrigen zehn Kinder könnten ab Sommer die kommunale Kindertagesstätte (Kita) in Wedtlenstedt besuchen. Zudem bietet er den Spielkreis-Mitarbeiterinnen - zwei Erzieherinnen und eine Ersatzkraft - eine Beschäftigung in kommunalen Kitas an.