Wappen von Wedtlenstedt

Eltern kämpfen um den Spielkreis



WEDTLENSTEDT Die Einrichtung soll wegen Baumängel im Sommer schließen, doch die Eltern wollen es verhindern.

Von Harald Meyer (Artikel der Braunschweiger Zeitung, 2. November 2016)

Die Situation scheint aussichtslos, doch die Spielkreiseltern wollen kämpfen: Im nächsten Jahr im Sommer - am 31. Juli - schließt der kirchliche Kinderspielkreis in Wedtlenstedt. Nach jetzigem Stand, denn: „Wir Eltern möchten diese wichtige und vorbildliche Einrichtung unbedingt erhalten", betont Gardenia Alonso.
Doch derzeit sieht es düster aus: Der Spielkreis, vor 40 Jahren eingerichtet in einem sehr viel älteren Nebengebäude des Wedtlenstedter Pfarrhauses, befindet sich in der Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde. Alle Beteiligten wollen den Spielkreis beibehalten, uns tut es unendlich leid, dass wir ihn aufgeben müssen", hebt Susann Golze, Pastorin in Wedtlenstedt, hervor. Denn bei einer Überprüfung hat der Landkreis Peine als Bauaufsichtsbehörde am Spielkreisgebäude Mängel festgestellt - unter anderem in Sachen Brandschutz.
Rund 200 000 Euro würde es laut einem Architekten - von der Kirche beauftragt - kosten, das Kinderspielkreisgebäude gemäß den Vorschriften herzustellen. Das ist ganz weit weg von dem, was wir uns als Kirchengemeinde leisten können", bedauert Susann Golze. Auch von der Braunschweiger Landeskirche ist hier keine finanzielle Hilfe möglich.
Bliebe die Kommune: „Wir investieren in die Kinderbetreuung - aber nur in eigene Gebäude", stellt Ralf Werner, Bürgermeister der Gemeinde Vechelde, klar. Susann Golze steht ihm zur Seite: Vertraglich ist mit der Kirche geregelt, dass die Kommune nicht in kircheneigene Kindertagesstättengebäude investieren muss.
Gardenia Alonso, Spielkreismutter und Professorin für internationale Kommunikation, betont: „Uns Eltern geht es bei dem Einsatz nicht um unsere Kinder, sondern um den Erhalt dieser Einrichtung." Die Wedtlenstedterin hebt das unglaubliche Engagement" der Spielkreismitarbeiterinnen hervor und sagt: "Der Kinderspielkreis vermittelt den Mädchen und Jungen in einer kleinen Gruppe christliche Werte und ein Verantwortungsbewusstsein, das einzigartig und ein wichtiger Baustein in unserer Gesellschaft ist."
Zur Lernpädagogik im Spielkreis nennt Gardenia Alonso diese Punkte: die Tierpädagogik, bei der die Drei- bis Sechsjährigen Verantwortung etwa für Hund, Meerschweinchen und Fische entwickeln; die Naturpädagogik, bei der die Kinder ihre Umwelt erfahren, und der Anbau von Gemüse auf dem Spielkreisgelände, das die Kinder selbst verzehren.
Die Professorin aus Wedtlenstedt hofft auf ein Gespräch der Eltern mit Kirche und Rathaus-Verwaltung, um gemeinsam einen Weg zum Erhalt des Kinderspielkreises zu finden. Gardenia Alonso erwähnt als Stichwort beispielsweise Stiftungen, die mit finanziellen Zuwendungen solche besonderen Einrichtungen wie die in Wedtlenstedt sichern.
Der Landkreis hat zum Kinderspielkreis ein "bauordnungsrechtliches Verfahren" eingeleitet, bestätigt Kreissprecherin Katja Schröder: "Wir befinden uns in der Prüfungsphase." Eine "akute Gefährdung" liegt nach Meinung des Kreises momentan allerdings nicht vor, so dass auch keine sofortige Schließung angesagt ist.
Susann Golze und Ralf Werner gehen jedoch von einer Schließung am 31. Juli aus: "Dann können die Mädchen und Jungen das jetzige Kindergartenjahr noch in ihrem Spielkreis verbringen", sagt der Bürgermeister. Von den 15 Plätzen in dieser Vormittagseinrichtung sind ihm zufolge 14 belegt: "Fünf Kinder werden im Sommer des nächsten Jahres eingeschult, die anderen neun bringen wir in anderen Kindergärten unter."
Werner zufolge muss die Kommune im nächsten und übernächsten Jahr viele neue Kindergarten und Krippenplätze schaffen, über die Erweiterung der Kindertagesstätte Bullerbü in Vechelde hinaus. "Wir benötigen also weitere Mitarbeiter", erinnert der Verwaltungschef mit Blick auf die drei fest angestellten Erzieherinnen im Wedtlenstedter Spielkreis.
Sabine Nickel, Leiterin des Kinderspielkreises in Wedtlenstedt, ist gerührt: "Wir Mitarbeiterinnen sind ergriffen von so viel Einsatz der Eltern zum Erhalt unseres Spielkreises."