Wappen von Wedtlenstedt

Vor 125 Jahren wurde die Feuerwehr Wedtlenstedt gegründet.


Zeitungsbericht, erschienen am 4. Juni 1999 in der Braunschweiger Zeitung von M. Robek.

WEDTLENSTEDT (rob) Die Freiwillige Ortsfeuerwehr Wedtlenstedt feiert an diesem Wochenende ihr 125-jähriges Bestehen. Im Gegensatz zu manch anderer Wehr, deren historische Unterlagen im Krieg zerstört wurden, können die Wedtlenstedter Brandschützer auf ein reichhaltiges Archiv zurückgreifen.

Als Gründungstag ist der 4. August 1874 in den Büchern verzeichnet. Damals verpflichteten sich sechs Wedtlenstedter Bürger und gründeten die Freiwillige Feuerwehr Wedtlenstedt. Zum ersten Hauptmann wurde Theodor Welge (1874-1902) gewählt. Erste Ausrüstungsgegenstände wie Handdruckspritze. Feuerwehrschläuche und Werkzeuge wurden aus Gemeindebeständen übernommen. Die persönliche Ausrüstung bestand aus grauen Joppen mit rotem Kragen blanken Messingknöpfen und den roten Buchstaben WF. Wedtlenstedt und die Nachbardörfer Denstorf und Klein Gleidingen gehörten fortan zum Löschbezirk 20.
Nach erfolgreichem Ausbildungs- und Übungsdienst meldete sich die Wehr 1876 einsatzfähig. Das wirkte sich bereits am 31. Juli 1876 positiv aus. als es einen Großbrand in Bortfeld gab: WF war von 21 auswärtigen Wehren als erste am Einsatzort. Die von zündelnden Kindern entfachte Feuersbrunst breitete sich rasch aus. Obwohl die Wehren das Feuer untergrößter Anstrengung löschten, wurden durch die Katastrophe 21 Familien obdachlos.

Als 1899 das 25-jährige Jubiläum feiert wurde, hatte die Feuerwehr Wedtlenstedt bereits 39 Mitglieder.

Heinrich Germann wurde 1903 zum Feuerwehrhauptmann gewählt. Ihn löste 1908 Hermann Otte im Amt ab, der die Wehr bis 1924 leitete. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde fast die Hälfte der Wehrmänner zum Militärdienst eingezogen. Um die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr aufrecht zu erhalten, wurden nun von den daheimgebliebenen Bürger bestimmter Jahrgänge zum Feuerwehrdienst verpflichtet.

Nach dem 50-jährigcn Wehrjubiläum (1924) wählten die Wedtlenstedter 1925 Theodor Welge zum vierten Feuerwehrhauptmann seit Gründung. 1935 wurde Heinrich Behme sein Nachfolger. Der technische Fortschritt machte auch in kleinen Ortschaften nicht halt. So bekam Wedtlenstedt 1934 die erste Motorpumpe, wodurch sich die Einsatzfähigkeit enorm erhöhte. 1938 wurde die graue Uniform gegen die von da an übliche blaue Kleidung eingetauscht. Am 25. November desselben Jahres funktionierte man die Feuerwehr zu einer Hilfspolizeitruppe um. Die Bezeichnung Freiwillige Feuerwehr blieb jedoch erhalten. Wahrend des 2. Weltkriegs wurden 1939 erneut viele Wedtlenstedter zum Militärdienst eingezogen. In diesem Jahr wählte man Erich Fricke zum Feuerwehrhauptmann. Er blieb bis 1957 im Amt und wurde am 9. März 1958 zum Ehrenmitglied ernannt.

Nach den Belastungen der Kriegszeit. Not und Mangel an Lebensmitteln und einfachsten Bedarfsgegenständen und trotz oft geringer Bereitschaft der Einwohner in öffentlichen Einrichtungen mitzuarbeiten, gelang es den Feuerwehrmännern den Fortbestand der Freiwilligen Wehr zu sicher, so dass 1949 das 75-jährige Bestehen gefeiert werden konnte.

Zwei für die Wedtlenstedter Feuerwehr prägende Ereignisse sind den Protokollbüchern des Jahres 1958 zu entnehmen: Am 1. April bekam die Wehr eine neue Tragkraftspritze(TS 8/8 Metz).
Wenig später wurde Erich Rischbieter zum führenden Mann gewählt. 17 Jahre lang leitete er als Gemeindebrandmeister und nach der Gebietsreform 1974 als Ortsbrandmeister die Geschicke der Wehr. Nach Ende der Amtszeit wurde er Ehrenortsbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Wedtlenstedt. In Rischbieters Amtszeit fielen wichtige Entscheidungen. So gab es von 1961 an Grundlehrgänge nichtmehr an der Feuerwehrschule in Celle, sondern auf Unterkreisebene.

Ihr 90-jähriges Bestehen feierte die Wehr 1964.

Als Einsatzfahrzeug wurde 1966 ein ausgemusterter Hanomag L28 Baujahr 1951 angeschafft und in Eigenleistung zum Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) umgebaut. Die Zeit des Traktors mit Fahrgestell für die Tragkraftspritze war damit zu Ende. Die Feuerwehr war nun voll motorisiert und dadurch die Einsatzbereitschaft wesentlich verbessert. Nach 6 Jahren Dienstzeit wurde der inzwischen 21 Jahre alte Hanomag 1972 ausgemustert. Als Ersatz erhielt Wedtlenstedt einen Ford Transit mit Tragkraftspritze.

Die bis dahin zum Landkreis Braunschweig gehörende Gemeinde Wedtlenstedt verlor am 1. März 1974 ihre Eigenständigkeit und wurde im Rahmen der Gebietsreform in die Gemeinde Vechelde eingegliedert. Am Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Wedtlenstedt hat sich durch die Gebietsreform nichts ändert. Sie passte sich dem ständig fortschreitenden Wandel an. 1974 wurde in Wedtlenstedt das 100-jährige Jubiläum gebührend gefeiert.
Vom Pferdegespann bis zum TSF war ein langer Weg. Durch die enorme Veränderung der Ausrüstung und den damit einhergehenden größeren Platzbedarf entsprach das alte Spritzenhaus von 1874 längst nicht mehr den Anforderungen, Der Bau eines Feuerwehrgerätehauses wurde daher mit Nachdruck vorangetrieben. Am 1. März 1975. konnte es an der Denstorfer Straße seiner Bestimmung übergeben werden. Das alte Gerätehaus am Klosterhof wurde von der Gemeinde verkauft.

In der Jahresversammlung im Dezember 1975 wählten die Mitglieder Horst Statnik zum Wehrführer, am 15. Juni 1976 wurde er von der Gemeinde Vechelde zum Ortsbrandmeister in Wedtlenstedt ernannt. In dieses Amt wurde er zweimal wiedergewählt (1982 und 1988). 1985 übernahm er in der Kreisfeuerwehr-Bereitschaft weitere wichtige Aufgaben. Nach 18 jähriger Dienstzeit als Wehrführer gab er sein Amt ab, am 20. Oktober 1994 wurde er zum Hauptbrandmeister ernannt. Gleichzeitig übernahm er das Amt des Stellvertretenden Gemeindebrandmeisters in Vechelde. In dieser Funktion ist er bis zum heutigen Tage tätig. Wegen seiner besonderen Verdienste erhielt er 1996 das Deutsche Feuerwehr Ehrenkreuz in Silber.

Einschneidende Ereignisse für die Wedtlenstedter brachten 1976 und die folgenden Jahre mit sich. Als 1976 bundesweit das Notrufsystem 112 in Kraft trat, bekam das TSF ein Funkgerät. 1978 begann für die Feuerwehreine neue Epoche bei Hilfeleistungen: eine neue Epoche bei der Hilfeleistung: Im Oktober bekam die Wehr erstmals vier Atemschutzgeräte. Von nun an waren auch Einsätze an Einsatzstellen möglich, an denen mit dem Auftreten von Atemgiften gerechnet werden musste.

Ein weiteres Einsatzfahrzeug kam 1981 hinzu. Die Wedtlenstedter übernahmen von Fürstenau den 19 Jahre alten Ford Transit 1250 (Typ P3), der in Eigenleistung zum Atemschutzgerätewagen umgebaut wurde. Der P3 ist zwar seit 1996 außer Dienst, blieb der Wehr aber als Oldtimer erhalten. Von Zeit zu Zeit wird er auf Veranstaltungen gezeigt und wegen des guten Erhaltungszustandes bestaunt.
Am 8. November 1983 erhielten die Wedtlenstedter Freiwilligen die ersten orangefarbenen Einsatzanzüge mit der Aufschrift "Feuerwehr".
Durch einen Erweiterungsbau, bei dessen Erstellung sich die Feuerwehr mit 150 Stunden Eigenleistung beteiligte, wurde das Gerätehaus vergrößert. Zwischenzeitlich als Bus-Häuschen genutzt, wurde das nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellte Gerätehaus am 3. Juli 1984 vom Bürgermeister der Gemeinde Vechelde offiziell an die Ortsfeuerwehr Wedtlenstedt übergeben. Es besteht seitdem aus zwei Hallen, in denen Fahrzeuge, Gerätschaften sowie die persönliche Ausrüstung der Wehrmänner untergebracht sind.

Bemerkenswert ist, dass erst 1987 Feuerwehr-Sicherheitsstiefel ausgegeben wurden. Zuvor nutzte jedes aktive Mitglied das eigene Schuhwerk,obwohl es nicht unbedingt immer für alle Einsätze geeignet war.

Nachdem die Mitgliederversammlung ihn am 8. Januar 1994 zum Ortsbrandmeister gewählt hatte, erhielt Peter Böttcher am 15. Juni 1994 seine Ernennungsurkunde zum Ortsbrandmeister in Wedtlenstedt.
Umfangreiche Renovierungsarbeiten im Gerätehaus kennzeichnen das Jahr 1996. In mehr als 300 Stunden Arbeit wurden von der Ortswehr in Eigenleistung Wände gestrichen, der Fußboden neu beschichtet und Kleiderboxen eingebaut. Zur Freude aller Wedtlenstedter wurde am 26. April 1996 der Ortswehr als neues TSF ein Mercedes Sprinter übergeben. Die Anschaffung dieses Fahrzeugs war nur möglich, weil die Ortswehr den gegenüber der Anschaffung eines von der Gemeinde vorgesehenen VW LT aufzubringenden Mehrpreis durch Spenden selbst übernehmen konnte. Da zwischenzeitlich der ELW und der AGT-Wagen außer Dienst gestellt werden mussten, wurde der 1972 beschaffte Ford Transit nun in Eigenleistung zum Gerätewagen für den Gemeindesicherheitsbeauftragten umgebaut.

Generationen von Wedtlenstedtern sind in den vergangenen 125 Jahren dem Motto der Gründer gefolgt: "Einer für alle - alle für einen". Vieles hat sich in dieser Zeit geändert, nur eines nicht: Die Mitglieder stellen sich freiwillig für den Dienst am Nächsten zur Verfügung. Heute gehören der Ortsfeuerwehr 70 Mitglieder an, darunter 39 Aktive, acht Ehrenmitglieder, zwei Mitglieder der Altersabteilung sowie 30 Förderer. Ortsbrandmeister ist Peter Böttcher, sein Stellvertreter Ralph Bruhn.



DAS FESTPROGRAMM
Das 125-jährige Bestehen ihrer Freiwilligen Ortsfeuerwehr feiern die Wedtlenstedter mit einem dreitägigen Volksfest.
Zum Auftakt findet am Freitag, 4. Juni, um l8.00 Uhr ein Festgottesdienst statt. Um 19.00 Uhr werden die Könige des Jahres 1998 abgeholt. Um 20.00 Uhr wird das Volksfest im Festzelt offiziell eröffnet. Dort steht der Festkommers mit Gästen und Abordnungen des Landkreises Peine. des Rates und der Verwaltung der Gemeinde Vechelde, der örtlichen Vereine und Verbände sowie befreundeter Feuerwehren und der übrigen Ortswehrender Gemeinde Vechelde auf dem Programm. Im Anschluss an den offiziellen Teil mit verschiedenen Ehrungen erwartet die Wedtlenstedter Brandschützer und ihre Gäste ein buntes Unterhaltungsprogramm. Zum Tanz spielt -Session de la Mar- auf. Im Laufe des Abends werden auch die neuen Könige proklamiert.
Der große Festumzug mit Abordnungen der Ortsfeuerwehren der Gemeinde und der befreundeten Wehren setzt sich am Sonnabend, 5. Juni, um 14.00 Uhr am Festplatz in Bewegung. Um 15.00 Uhr beginnt das Kinderfest. Es folgt am Abend ab 20.00 Uhr der große Festball.
Am Sonntag, 6. Juni, werden ab 8.45 Uhr die Scheiben der neuen Könige angenagelt. Um 10.00 Uhr beginnt das Jubiläumsfrühstück mit Musik im Festzelt. Für 14.00 Uhr ist die Preisverteilung des Schießens geplant. Mit der Kaffeetafel ab 14.00 Uhr im Zelt klingt das Fest schließlich aus.
rob