Der strahlende Sonnenschein über Wedtlenstedt hatte gestern durchaus symbolischen Charakter. Denn bei der offiziellen Einweihung des gemeindeeigenen Kindergartens waren nur strahlende Gesichter zu sehen. Im Flur des Zwei-Gruppen-Horts war das Gewusel groß. Unruhig rutschten die Kleinen auf ihren Stühlchen hin und her, schließlich gab es untereinander auch allerhand zu erzählen. Vecheldes Bürgermeister Hartmut Marotz nahm allerdings das Wortgeschwirr in seiner Begrüßungsrede im Beisein zahlreicher geladener Gäste gelassen hin. Mit dem Kindergartenneubau in Wedtlenstedt, betonte der Verwaltungschef, sei dieser Ort auf dem Weg, genauso wie Vallstedt, zum Nebenzentrum in der Gemeinde zu werden; Hauptzentrum bleibe aber Vechelde. „Leider fehlt uns das Geld um in jedem unserer 17 Ortsteile einen Kindergarten zu bauen”, betonte Marotz.

„Deshalb müssen wir uns auf einzelne Ortschaften konzentrieren”. Vor diesen Hintergrund erwähnte das Gemeindeoberhaupt die Erweiterung der Grundschule in Wedtlenstedt, der im Sommer 2000 bezogen wird. „Dann fehlt nur noch ein Supermarkt in Wedtlenstedt”, verriet Marotz seine weiteren Pläne. Eine geeignete Fläche sei vorhanden, jetzt gelte es einen Investor zu finden. Für den Kindergartenbau und die -einrichtung mußten 815 000 Mark hingelegt werden; zuzüglich der Nebenkosten wie für die Gestaltung der Außenanlage wurden 843 000 Mark fällig. „Wir haben hier Steuergelder ausgegeben”, unterstrich Marotz. „Es sollte aber selbstverständlich sein, daß sich die Gemeinschaft für den Nachwuchs einzubringen hat”. Die Mehrkosten von 93.000 Mark rechtfertigte der Bürgermeister damit, daß bei der Fassade nicht auf die Billiglösung Aussenputz, sondern auf die Klinker gesetzt wurde, die ins Ortsbild passen.

Um das zu finanzieren, seien Arbeiten an der Grundschule Sierße um ein Jahr verschoben worden, ergänzte der Vechelder. Jeweils 250.000 Mark für den Kindergartenbau mit 50 Vormittagsplätzen (Öffnungszeit von 7.00 Uhr - 13.00 Uhr) kamen vom Kreis und Land. Eine Viertelmillion Mark spendete zudem Erich Mundstock, den Marotz „als aussergewöhnlichen Unternehmer und Menschen” bezeichnete. Mit lautem Beifall dankten die Besucher der Eröffnungsfeier dem Wedtlenstedter. Ihm ist im Kindergarten eine Bronzeplatte gewidmet, auf der seine großzügige Spende erwähnt wird. „ Erich Mundstock ist ein Unternehmer mit Herz und Verstand”, sagte Ortsbürgermeister Dr. Wolfgang Paul. Marotz vergaß aber auch nicht, an die Betriebskosten von 245.000 Mark im Jahr für den neuen Kindergarten zu erinnern. Davon seien zwar 135.000 Mark über Einnahmen (Einkommensteuer durch den Zugang von Neubürgern) gedeckt, doch 110.000 Mark müsse die Gemeinde jedes Jahr zuschiessen.