Entstehung des Yachthafens Heidanger


von Helga Milius


Ausgangspunkt waren knappe 4 ha Ackerland, die in 5 Pläne mit 5 verschiedenen Eigentümern unterteilt waren und eingeklemmt zwischen der Landesstraße L 475, dem Stichkanal nach Salzgitter und einem Feldweg lagen. Die alte Flurbezeichnung lautete „Der große Heidanger”. Die Pläne waren zu klein, schwer zu bearbeiten und fielen wegen des benachbarten tiefen Kanaleinschnittes leicht trocken. Wegen der guten Kiesqualität kaufte ab 1975 hier in zeitlichem Abstand die Firma Milius ein Teilstück nach dem anderen als Kiesabbaufläche. Im Laufe der Jahre wurde so Zug um Zug das Loch in der Landschaft immer größer.

 

Da nach der Ausbeutung von Kiesgruben eine gesetzlich geregelte Pflicht zur Rekultivierung besteht, musste nach Abschluss des Kiesgrubenbetriebs etwas gemacht werden. Ein Kiessee war von der Ausbeutung her schon vorhanden. Im Familienrat entstand der Gedanke, das Gelände als Sportboothafen zu nutzen. Die ersten Bauanträge wurden 1980 gestellt, die endgültige Genehmigung wurde 1983 erteilt. Als Auflage für einen Sportboothafen war eine mit Spundwänden gesicherte Hafeneinfahrt vorzusehen, um ein Nachschieben der Erdmassen zu verhindern. Auch war die Einfahrt mit einer Brücke zu überspannen, damit der Leinpfad entlang des Kanals nicht unterbrochen wird.

Die Arbeiten zur Hafeneinfahrt wurden Anfang 1983 vorgenommen. Das Einrammen einer 16 m langen Stahlwände war problemlos und dauerte jeweils nur 20 Minuten. Unter Wasser mussten von einem Taucher Lücken in die vorhandene Spundwand des Kanals geschnitten werden. „Ich nehme bald Honorar” rief der Taucher Roland Töpfer, als er zum wiederholten Male fotografiert wurde. Anschließend wurde das Erdreich weggebaggert. Als Abschluss wurde die Brücke eingehangen. Die Durchfahrt ist 5 m hoch, 7 m breit und hat eine Wassertiefe von 2,50m (wie auch das gesamte Hafenbecken). Im April war das Hafenbecken, der ursprüngliche Kiessee, an den Kanal angeschlossen. Restarbeiten wie die Anlage der Böschungen mussten noch gemacht werden.

 

Die offizielle Hafeneinweihung fand am 10. Mai 1983 mit Zelt und einem zünftigem Fest am Wochenende statt. Es war der erste Yachthafen im Landkreis Peine. Zuerst fanden 25 Boote, sehr bald jedoch 60 und heute ca. 80 Motorboote dort ihren Liegeplatz. Vom kleinen Sportboot bis zur großen seetüchtigen Motoryacht ist eine breite Palette vertreten. Der Hafen wurde offizieller Stützpunkt des deutschen Motoryachtverbandes. Die Lage im Umfeld von Braunschweig ist günstig. Man kann von hieraus nach 3,5 km den Mittellandkanal und somit die Elbe oder den Rhein erreichen. Von hieraus wurde schon bis zur Ostsee, zur Nordsee oder zum Mittelmeer geschippert.

Im Sommer 1983 wurde auch eine Slipanlage gebaut, die heute jedoch selten genutzt wird. Im Herbst 1983 wurden auch die Böschungen durch Anpflanzung von ca. 6000 Büschen und Bäumen begrünt. Ein Namenszug wurde getrennt angepflanzt. Das Hafenbecken ist so komplett in grün eingerahmt. Die Trockenheit im September hat den frisch eingebrachten Beständen arg zu schaffen gemacht. Sogar die örtliche Feuerwehr half aus. Heute sieht man nur noch die gepflegten Anpflanzungen. Nach provisorischen ersten Stegen wurde 1984 durch die Firma Tauchmeyer die Steganlage gebaut. Im Winter 85/86 waren die Stege hochgefroren, es war ein teures Lehrgeld. Die Folgerung daraus war der Einbau einer Umwälzanlage, die Stege und Schiffe eisfrei hält.

Als letzten Schritt der Aufbauphase begann 1985 der Bau des Restaurants, welches am 15. März 1986 eröffnet wurde. Es entwickelte sich schnell zu einem gut frequentierten Ausflugsziel. Das Cafe und Restaurant bietet ca. 100 Sitzplätze in maritimer Atmosphäre sowie Clubräume für private Feiern. Insbesondere im Sommer vermitteln die bis zu 4 m hohe Palmen und Lorbeerbäume im Außenbereich ein mediterranes Ambiente mit besonderem Flair.

Wegen der regen Nachfrage nach Liegeplätzen wurde das Hafenbecken 1988 um den ursprünglich als Angelteich vorgesehenen zweiten Kiesteich erweitert. Aus einem Loch in der Landschaft wurde ein weithin bekannter Anziehungspunkt.